Chronik des Vereins

Vorgeschichte

Karl Friedrich Zelter gründete 1809 in Berlin mit der Liedertafel den ersten Gesangverein. Erst Jahre später gab es Nachfolgegründungen in größeren Städten.
Die einstige Reichsstadt Schwäbisch Hall – 1802 zu Württemberg gekommen, erhält 1817 den ersten Gesangverein in dem noch jungen Königreich. Danach konnte die Hauptstadt Stuttgart sieben Jahre später eine Vereinsgründung präsentieren.
Nach der bürgerlichen Revolution von 1848 wurden die bestehenden Versammlungsverbote und Vereinsbeschränkungen gelockert, teilweise sogar ganz aufgehoben.
In der Folge bildeten sich überall im Lande unpolitische – aber auch politische Vereine. Auf dem Land beschäftigten sich die unpolitischen Bewohner vor allem mit Musik und Gesang. Die kulturelle Geselligkeit durfte mit Zustimmung der Obrigkeit stärker gepflegt werden.
Die Männergesangvereine, die damals in kleineren Orten und in Dörfern entstanden, konnten sich allgemeiner Beliebtheit und Befürwortung der Bürger erfreuen. Vereinzelt gab es auch Stimmen, die beklagten, dass der echte Volksgesang durch den Chorgesang zu stark vereinheitlicht, in starre Formen gepresst, und hierdurch in seiner ursprünglichen Art verloren gehe.
Vertreter dieser Ansicht wollten den Volksgesang mit dem Gesang der Vögel in der freien Natur; den Chorgesang hingegen mit dem Gesang abgerichteter Vögel in Käfigen vergleichen.
Anhänger solcher Gedanken war auch der schwäbische Dichter und Romantiker Justinus Kerner; (18121815 Unteramtsarzt in Welzheim und Verfasser des Liedes „Dort unten in der Mühle“).
Der siegreiche Krieg von 1870/71 und die Reichsgründung hatten in ganz Deutschland das Nationalgefühl im Volk gestärkt. Es bildeten sich zunehmend vaterländische Vereine, meist in der Form von Krieger- und Veteranenvereinen. Auch in diesen, zunächst lockeren, Zusammenschlüssen wurde viel gesungen.
Stimmbegabte und sangesfreudige alte Soldaten bildeten selbständige Abteilungen in den Veteranenvereinen. Sie sangen unbefangen Lieder ihrer Zeit, in treuer Verbundenheit mit dem deutschen Volkslied. Auch in Steinenberg ist der Männergesangverein Liederkranz aus dem bereits am Ort bestehenden Krieger- und Veteranenverein hervorgegangen.

Die Zeit von 1914 bis 1964

Durch den 1. Weltkrieg wurde das Vereinsleben jäh unterbrochen. Am 4. August 1914 versammelten sich die Mitglieder, um von ihren ins Feld ziehenden Dirigenten und Mitgliedern Abschied zu nehmen. Erst am 2. Februar 1920 wurde die Vereinsarbeit wieder aufgenommen und eine neue Vorstandschaft gewählt, an deren Spitze Heinrich Lämmle stand. Er amtierte bis 1925 und wurde auf Grund 18-jähriger Vereinsführertätigkeit zum Ehrenvorstand ernannt. Ihm folgte Hermann Schwarz als Vorstand. In den folgenden Jahren musste auch von dem langjährigen Dirigenten Adolf Reiff Abschied genommen werden. Ihm folgten als Dirigenten die Lehrer Steinbuch und Weinmann. Im Jahre 1929 übernahm Lehrer Hiller den Männerchor. Unter seiner Chorleitung beging der Verein am 14. Juli 1929 sein 40-jähriges Jubiläum. Ein prächtiger Festzug bewegte sich damals durch die geschmückten und beflaggten Straßen Steinenbergs, angeführt von 2 Festreitern im Herolds-Kostüm, den Festdamen und dem geschmückten Wagen der Ehrenmitglieder. Ein Kinderfest am Montag erfreute Alt und Jung.
Am 22. Mai 1932 errang der Verein beim Preissingen des Sängerfestes vom Bergles Gau einen 1. Preis. Am 29.12.1932 musste der Verein von seinem bewährten und tüchtigen Dirigenten Hiller Abschied nehmen. Chorleiter wurde nunmehr Oberlehrer Seitz. Bereits am 1. September 1935 gab der Verein ein Festkonzert. Das damalige Festlokal. die ehemalige Kelter. war so drückend voll, dass noch ein Zelt errichtet werden musste. Außer dem Männerchor wirkten mit: der Kirchenchor, die ehemalige SA-Kapelle Esslingen, die Opernsängerin Frl. Rapp, Stuttgart (Sopran-Solo) und Herr Eberspächer Esslingen (Bass-Solo). Höhepunkte waren die vom Liederkranz und Kirchenchor gemeinsam vorgetragenen Chöre „Wach auf“ aus den Meistersingern und der „Donauwalzer“, letzterer mit Orchesterbegleitung. Nicht enden wollender Beifall belohnte die Mitwirkenden.
Einen bunten Sonntagnachmittag gestaltete der Verein am 26.7.1936, wobei wiederum Frl. Rapp und Herr Eberspächer mitwirkten. Herr Albert Hofele vom Südd. Rundfunk konnte als Ansager gewonnen werden.
Nach über 11-jähriger Vorstandschaft musste Hermann Schwarz infolge Wegzug sein Amt niederlegen. Als Nachfolger wurde Ernst Müller gewählt.
Am 30. Mai 1937 veranstaltete der Verein eine schwäbische Heimatstunde mit dem ehemaligen Lehrer und Dirigenten des Vereins, dem inzwischen als Schwabendichter bekannt gewordenen August Lämmle. Unter seiner Leitung sang damals eine Anzahl ehemaliger Sänger einige Lieder, die Lämmle seinerzeit mit ihnen eingeübt hatte. Einen besonderen Höhepunkt bildete der vom Liederkranz und Kirchenchor vorgetragene Chor „Ave St. Bernhard“.
Am 2. Februar 1938 entschloss sich der Verein zur Anschaffung eines Flügels zum Preise von 875,– DM. Man war es allmählich gewohnt. dass der Verein jedes Jahr mit einer größeren musikalischen Darbietung an die Öffentlichkeit trat. So startete der Verein am 4. 9.1938 wieder ein Konzert, bei dem wiederum der Kirchenchor und die Esslinger Musik-Kapelle mitwirkten. Unvergesslich waren die Chöre „Der Einzug der Gäste auf der Wartburg“ von Richard Wagner, der „Hirtenchor“ und der Walzer „0h Schwabenland, mein Heimatland‘. Sein 50-jähriges Jubiläum feierte der Verein am 3. Juni 1939 mit dem 1. Steinenberger Heimattag. Das Ansehen, das der Verein damals genoss, ging daraus hervor, dass 26 Nachbarvereine zu diesem Geburtstagsfest erschienen waren.
In der Vorstandschaft erfolgten wiederum einige Wachablösungen. Am 2.8.1939 wurde Emil Riker Vorstand, am 3. 6.1941 0tto Kunzi. Letzterer wurde in den Nachkriegsjahren für kurze Zeit von Friedrich Munz abgelöst.
Vom 2. Weltkrieg wurde auch der Verein hart betroffen. Es konnten nur zeitweise Singstunden abgehalten werden. In seiner Tätigkeit beschränkte sich der Verein hauptsächlich auf die Verwundeten-Betreuung. Im Jahre 1947 waren die Lücken wieder soweit geschlossen, dass sich der Verein wieder mit einer größeren Veranstaltung an die Öffentlichkeit wagen konnte. In der ehemaligen Schießbahn wurde unter Mitwirkung der Kapelle Enders ein Konzert mit anschließendem Sommernachtsfest gegeben. Der letzte Punkt des Programms, der „Donauwalzer“, löste bei der über 1000-köpfigen Menge einen Sturm der Begeisterung aus.
Seinen 2. Heimattag erlebte die Gemeinde am 4. 6. 1949 mit gleichzeitigem 60-jährigen Jubiläum des Vereins. Viele Steinenberger aus nah und fern waren gekommen. Die Begrüßungsansprache hielt Bürgermeister Gotthilf Bayh, der besonders die von auswärts gekommenen ehemaligen Steinenberger herzlich willkommen hieß.
Erstmals wagte es der Verein, eine Operette aufzuführen. Unter Mitwirkung der Kapelle Landauer Schorndorf, kam „Wenn der Himmel voller Geigen“ zur Aufführung, wobei sich eine Reihe von Sängerinnen und Sängern mit Gesangs-Solis hervortaten. Die Aufführung war ein großer Erfolg.
Sein 65-jähriges Stiftungsfest verband der Verein am 7. und 8. August 1954 mit dem 20-jährigen Dirigenten-Jubiläum von Herrn Seitz. Bekannte Rundfunkkünstler wirkten mit.
Im Jahre 1956 gab es wieder einen Vorstandswechsel und im Jahre 1957 einen Dirigentenwechsel. Neuer Vorstand wurde Karl Schwarz. neuer Dirigent Lehrer Walter Specht.
Beim 70-jährlgen Jubiläum im Jahre 1959 wirkten mit: Max Maier-Nass als Ansager; die Schlagersängerin Traude Berna aus Hamburg sowie die Volkstanzgruppe des hiesigen Schwäbischen Albvereins.
Am 2.4.1960 wurde Erwin Munz zum Vorstand gewählt. Im Jahre 1962 wurde Friedrich Riker neuer Dirigent des Liederkranz Steinenberg.

75-jähriges Jubiläum – 1964

 

 

 
Zum 75-jährigen Jubiläum erschien erstmals eine Festschrift mit einer umfassenden Vereins- und Ortschronik (Verfasser Hermann Seng). Sie ist heute noch in allen Steinenberger Bücherregalen vorzufinden.
Das Jubiläum wurde begangen mit einem Heimatabend am Samstag, dem 13. Juni 1964, im Festzeit, zu dem alle ehemaligen Steinenberger eingeladen waren.
Ausführende: Männer- und Gemischter Chor; Leitung Friedrich Riker; der schwäbische Humorist Hugo Hildwein, die drei Neckarschwalben, sowie August Jörger und E. Jäger aus Stuttgart. Bürgermeister Kontermann hielt die Festrede.
Die Jubiläumsfeier am folgenden Sonntag begann mit einem Festgottesdienst. 28 Sänger-Gastvereine und drei Musikvereine bereicherten das Festprogramm.
Der Montag stand unter dem Motto: „Blauer Montag für Jung und Alt“. Gemeinsamer Abmarsch bei der alten Schule zum Festzeit. Anschließend Wurstschnappen, Sackhüpfen, Kletterbaum und sonstige Belustigungen. Im Festzeit unterhielten die AtlanticBoys, Dieter Alisat und Heinz Breitenbücher. Abends großer Festausklang mit dem Musikverein Steinenberg.

  80 Jahre Liederkranz – 1969

 

-Sängerinnen und Sänger mit Festdamen 1969-

Die Jubelfeste sind besondere Höhepunkte in der Vereinsgeschichte. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Kontermann feierte man auf dem Festplatz in einem großen Zelt vom 7.-9. Juni 1969 das 80-jährige Sängerjubiläum.
Am Samstagabend eröffnete der Gemischte Chor mit seinem Dirigenten Friedrich Riker den Reigen der Darbietungen mit dem Lied „Lebensfreude“. Vorstand Munz begrüßte die Festgäste und der Schirmherr; Bürgermeister Kontermann, hielt anschließend die Festrede.
Viel Beifall gab es für „Die Juliska aus Budapest“ und für den „Ungarischen Tanz
Nr. 6“. Mit „Anzoletto und Estrella“, sowie dem „Fliegermarsch“ klang der erste Teil, der von der Akkordeonspielgruppe des Akkordeonjugendorchesters Schorndorf und von Hans Benseler am Flügel hervorragend begleitet wurde, aus.
Im zweiten Teil des Abends unterhielt der bekannte Humorist Hans Hasenmaile und das Frank-Adam-Trio mit viel Musik, Humor und heiteren Einlagen die Festbesucher.
Anschließend spielte der Musikverein „Trachtenkapelle Steinenberg“ bis in den frühen Sonntagmorgen zum Tanz auf.
Nach dem Festzug am Sonntag bereicherten 16 Gastvereine mit ihren Liedvorträgen die Jubiläumsveranstaltung, die mit dem Begrüßungschor .“Töne Gesang“, vom Posaunenchor begleitet, eröffnet wurde.
Unvergessen bleibt das Kinderfest am folgenden Montag nach der Jubiläumsfeier mit einem farbenprächtigen Festzug. Mit Gesang, Tanz und Spielen erfreuten die Kinder vom Kindergarten und der Hauptschule die zahlreichen Zuschauer. Nur wer diesen Nachmittag erleben durfte, kann ermessen, welch große Mühe, Arbeit und Geduld die Lehrerschaft, zusammen mit den Kindergärtnerinnen, aufwenden mussten, um dieses Kinderfest zu einem strahlenden Erfolg werden zu lassen. Hierfür gilt den Kindern und ihren Lehrern heute noch unser herzlichster Dank.

90 Jahre Liederkranz Steinenberg 1979

Aus Anlass des 90-jährigen Jubiläums lud der Liederkranz Steinenberg zu einem Festkonzert in die Gemeindehalle ein. Das Konzert wurde eingeleitet vom Gemischten Chor mit dem Liedvortrag „Abendruhe“ von W.A. Mozart, der dem Abend eine feierliche Atmosphäre verlieh.
Bei seiner Begrüßungsansprache sagte Vorsitzender Erwin Munz, dass der Verein mit Freunde uns Stolz auf sein 90-jähriges Bestehen zurückblicke. Der Vorsitzende schloss seine Ausführungen mit dem Liedtext von W.A. Mozart: „Musica begleite unser leben“, der dann anschließend vom Gemischten Chor musikalisch interpretiert wurde, gefolgt von dem Chor „Heimaterde“ von H. Weidle.
Die Sängerinnen und Sänger boten zum Auftakt des Jubliäums ein anspruchvolles Programm den Konzertbesuchern dar.
Dass der Chorleiter Friedrich Riker nicht nur den Taktstock zu schwingen versteht, bewies er mit dem Solovortrag des Liedes „Nidschewo“ aus dem Zyklus „Balalaika-Klänge“ der vom Gemischten Chor im zweiten Teil des Programms vorgetragen wurde und in dem auch noch Rudolf Riker als Solist glänzte.

 

Sängertreffen zum 90-jährigen Jubiläum
Um den Jubilar zu beglückwünschen, hatten sich sechs Gesangvereine der Gesamtgemeinde Rudersberg in der Gemeindehalle eingefunden. Auf Grund nächster Nachbarschaft und alter Bindungen war auch die Sängerlust Miedelsbach mit von der Partie, so dass man von einer „Sängervereinigung Wieslauftal“ sprechen konnte. Ein besonderer Akzent gesetzt wurde dem Treffen durch die Anwesenheit der Männerchöre der befreundeten Vereine aus Gültstein und Tailfingen.
Der Vorsitzende Erwin Munz ging bei seiner Ansprache auf die Zeit ein, als sich im Jahre 1889 in Steinenberg Männer zusammentaten, um den Liederkranz zu gründen. Bereits im Jahre 1908 sei dem Liederkranz beim ersten Gausängerfest der erste Preis zugesprochen worden unter dem Dirigenten und späteren Heimatdichter August Lämmle. Als „Kronzeuge“ zeigte Munz einen Pokal vor, der folgende Eingravierung besitzt: „Zum Andenken an das erste Gausängerfest des R.G.S.B. (Remsgausängerfest 31. Mai 1908) 1. Preis A.L“. Daraus ist zu schließen, dass der Liederkranz seinem damaligen Dirigenten August Lämmle aus Dankbarkeit für seinen Preis diesen Becher gewidmet hat.

Es wäre zuviel verlangt, aus dem Kranz der Liedvorträge des Abends einzelne Chöre hervorzuheben, aber was diese über 60 Mann starken Chöre zu Gehör brachten, glänzend begleitet von H. Haarer am Flügel. war eine großartige Leistung. Im weiteren Verlauf der Vorträge der Gastvereine tat der Gesangverein Oberndorf unter seinem Dirigenten Willi Abele einen Griff in den Schatz der schönsten Volkslieder. Auch die „Sängerlust“ Miedelsbach erfreute mit seinem harmonischen Chor unter Dirigent Reinhold Zeyher die Zuhörer. Nach dem Vortrag des Gesangvereins Asperglen-Krehwinkel unter Dirigent Friedrich Riker konnte man vom Chor sagen: Klein, aber fein und rein.
Mit den Liedvorträgen der Sängergemeinschaft der Gesangvereine Rudersberg und Schlechtbach unter Dirigent Pfundstein, die über einen guten Klangkörper verfügen, konnte man sagen: Ein schöner Schluß ziert alles.
Nachdem das von den Sängern der Vereine Gültstein, Tailfingen und Steinenberg gemeinsam gesungene Lied „Sonnenaufgang“ ein mächtiger Schlussakkord zu sein schien, bildete das von sämtlichen Sängern gesungene Lied „Es löscht das Meer die Sonne aus“ ein hinreißendes Finale.

100-jähriges Jubiläum und Verleihung der Zelter-Plakette 1989

Der Chor im Jubiläumsjahr

Hierzu bald mehr

 

Der Gemischte Chor im Jahr des 110-jährigen Jubiläums 1999

 

Obere Reihe von links: Roland Saur, Franz Langenfelder, Wolf Seyfang, Siegfied Lang, Adolf Fauth, Kurt Widmaier, Thomas Ehmann
3. Reihe von links: Erich Schwarz, Gerhard Kolb, Olga Breuer, Rudolf Riker, Erwin Riker, Franz Achatz, Lieselotte Schwarz, Helmut Ehmann, Karl Klingner
2. Reihe von links: Annemarie Pfarr, Ruth Kolb, Lore Ludwig, Leni Riker, Hermine Riker, Erika Kraus, Gerlinde Betz, Ruth Klingner, Herta Dimitroff
Vordere Reihe von links: Eva Saur, Werner Hamm, Gabi Hamm, Chorleiter Friedrich Riker, Hermine Ehmann, Horst Loewe, Ute Loewe, Wolfgang  Pfarr, Angelika Pfarr

Der Chor beim 125-jährigen Jubiläum 2014

125 Jahre Liebe zu Gesang und Musik waren nötig, damit sich der Liederkranz über Generationen, deren Herz heute noch am Liederkranz hängt, hinweg halten konnte und heute wieder sehr gut dasteht. Es waren aber auch 125 Jahre der Liebe der Steinenberger zu ihrem Liederkranz nötig, denn ohne ein begeistertes und anhängliches Publikum oder darf man gar von einer Fangemeinde sprechen(?), wäre die Existenz des Chores vielleicht auch nicht so gesichert.
Indes lieben die Steinenberger ihren Chor, ihren Liederkranz und sie bewiesen gemeinsam mit vielen Zuhörern, die aus dem Umkreis kamen, ihre Liebe, indem sie besonders zahlreich das Geburtstagskonzert des Chores zum Thema „Liebe“ besuchten. Die Steinenberger Halle war ausverkauft, als um 20:00 Uhr das Konzert mit dem Thema „Liebe – Laster – Leidenschaft“ begann, nachdem vorher die Geschichte des Liederkranzes in einem liebevoll gestalteten Ausstellungsraum besichtigt werden konnte, der ebenfalls gut besucht war und reges Interesse weckte.
Dass auch der Liederkranz (der Chor) sein Publikum liebt, zeigt sich immer wieder darin, dass es sich der Chor nicht leicht macht, ansprechende Lieder oder Liederthemen zu finden.
Mit dem Thema „Liebe“ konnte man auch nahtlos an das letztjährige Konzert anknüpfen, das – man erinnert sich – in den Texten von Thomas Preiß, der seine Lieder selbst begleitete, die Liebe Gottes zu den Menschen in fröhlichen Tönen besang. Nun also wurde die Liebe zwischen den Menschen und allem, was mit ihr verbunden ist, besungen.
Die Liebe, ein Gefühl das Brücken baut, vereint, zu den Wurzeln des Menschseins hinführt, Lebenssinn und Freude bereitet und das Böse vergessen macht, war ein würdiges Thema, dessen Gehalt auch jeder nachempfinden konnte. Der Titel sagte bereits viel aus, denn menschlich ist eben nicht nur die Liebe, sondern auch das Laster, das es zu überwinden gilt, und natürlich auch die Leidenschaft. Diese Aspekte spiegelten sich in den ausgewählten Liedern und ihren Texten wider und nahm die Zuhörer auf der Reise durch ein „Liebesland“ mit. Bunt wie das Leben selbst, „himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“ (Goethe) wurde das Gefühl der Liebe den Zuhörern nahegebracht. Bei einer derartigen Intention musste man auf eine chronologische Auswahl der Lieder zugunsten einer thematischen verzichten.
Die musikalische Gefühlswelt begann thematisch folgerichtig mit allgemeinen Aussagen zur Liebe, wie z. B. „Love may be“, oder „Erlaube mir feins Mädchen“ leitete über zur Fixierung auf eine Person wie z. B. „Barbara Ann“, „Marina“ und „Cinderella Baby“ und hin zu dem mächtigen Gefühl überhaupt wie „Can´t help falling in love“. Nachdem die Frauen ihre Treue bekräftigten „Stand by your man“, ist auch das Gefühl der Trennung mit z. B. „Bist Du auch Meere weit“ ausgedrückt worden. Auch die rotlichtigen Schattenseiten der Liebe durften mit „Skandal im Sperrbezirk“ nicht fehlen und letztlich ging es wieder um Trennung und Auseinandersetzung „Hit the road Jack“ (dt. „Hau ab“) oder „Drück die 1“ vermittelten das deutlich. Geschlossen wurde der Lieder- und Liebeskreis wieder mit der Macht, den die Liebe ausübt, mit Versöhnung und Sehnsucht „Weit, weit, weg“ oder „The rose“. Das waren Lieder, die diese Stimmung hervorragend vermittelten. Da die Liedauswahl zudem eine große Palette der Musik abdeckte, von ernst über heiter bis hin zu fetzigen Songs, war der Abend sehr kurzweilig und unterhaltsam.
Dazu trug besonders auch Peter Gorges bei, der, als er von diesem Projekt erfuhr, so begeistert war, dass er den Abend conferierte und textuell ausgestaltete. Besonders behält man vermutlich sein „Herrliches Weib“ von Kreisler oder sein „Nachtgespenst“ von Hollaender in Erinnerung, wiewohl seine ganzen Beiträge einfach nur köstlich waren.
Auch Thomas Preiß hat spontan und begeistert seine Mitwirkung für dieses Projekt zugesagt und begleitete wieder in temperamentvoll stimmiger Art auf dem Piano. Die Solistin Claudia Erlenbusch zeigte wieder einmal, was klarer, deutlicher und sonoriger Sologesang ist und brachte alle ins Schwärmen. Die Band „The Sultans“ spielte hervorragend auf, indem sie Stimmungen musikalisch gut ausdrückte, mal leise und sanft, mal laut und nachdrücklich, aber immer passend.
Man erkannte, dass die erste Vorsitzende des Liederkranzes Steinenberg, Angelika Pfarr, der Ausschuss um sie herum und der gesamte Chor unter der Leitung von Katrin Schwarz sich viel vorgenommen hatten, um einem 125-jährigen Jubiläum würdig zu sein. Jetzt kann man sagen, das Vorhaben war ein voller Erfolg. Ein herzliches „Dankeschön“ gilt auch den vielen Helfern in Küche und Ausschank, die ebenfalls zum Gelingen beitrugen. Dieser Abend war sicherlich ein Erlebnis, wie es sein muss, wenn man ein Konzert zu diesem Thema besucht.